Zersiedelung: Siedlungsentwicklung steuern – Bodenverbrauch verringern
Das Projekt "Zersiedlung" identifizierte die ökonomischen, politischen und planerischen Faktoren, die die Zersiedelung vorantreiben.
Hintergrund (abgeschlossenes Forschungsprojekt)
Seit den 1950er-Jahren hat der Bodenverbrauch durch Zersiedelung dramatische Ausmasse angenommen, die sich ohne entsprechende Gegenmassnahmen bis 2050 weiter verschärfen werden. Massnahmen zur Steuerung der Zersiedelung wurden bereits viele diskutiert, einige scheinen auch erfolgreich zu sein (etwa die Verdichtung des Siedlungsraums). Zahlreiche dieser Massnahmen wurden jedoch so zaghaft umgesetzt, dass sie kaum Wirkung entfalten konnten.
Ziel
Das Ziel des Projekts bestand darin, die Ursachen der Zersiedelung möglichst umfassend zu verstehen. Weiterentwickelte Raumentwicklungsmodelle dienten dazu, anhand verschiedener Szenarien die künftige Zersiedelung und die damit verbundenen Bodenverbrauchsmuster abzuschätzen.
Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigen, dass Zersiedelung und Bodenverbrauch seit 1970 in wohlhabenden Gemeinden mit guter Erreichbarkeit für den Verkehr und hohem Pendleranteil begünstigt wurden. Das Bevölkerungswachstum kann diese Entwicklung bis zum Jahr 2000 kaum erklären, ist aber seither die treibende Kraft. Insbesondere vor der Jahrtausendwende fördert die steigende Nachfrage nach mehr Wohnfläche pro Kopf die Zersiedelung.
Es wurde erstmals ein repräsentativer Überblick über die Planungs- und Politikinstrumente der Schweiz zusammengestellt, mit denen die Siedlungsentwicklungen auf Gemeindeebene gesteuert werden. Die Auswahl der eingesetzten Instrumente hängt stark von der Einwohnerzahl der jeweiligen Gemeinden ab. Grössere Gemeinden haben grössere Planungskapazitäten, was ihnen den Einsatz von anreizorientierten politischen Instrumenten erlaubt. Kleinen und ländlichen Gemeinden fehlen dagegen die dafür notwendigen Planungsressourcen. Sie verlassen sich in der Regel eher auf herkömmliche regulatorische Politikinstrumente.
Das Prognosemodell zeigt, dass die Siedlungsgebiete der Schweiz bis 2035 je nach gewähltem Szenario um 3 – 56 Prozent wachsen werden. Sofern keine Gegenmassnahmen ergriffen werden, werden die landwirtschaftlichen Nutzflächen als Folge der Siedlungsentwicklung bis zum Jahr 2035 im Extremfall um 13 – 15 Prozent abnehmen.
Bedeutung für die Forschung
Die umfassende Analyse der Ursachen für die Zersiedelung beruht auf einer Reihe von Langzeit-Messwerten (bis ins Jahr 1934), einer repräsentativen Gemeindeumfrage, einer schweizweiten Betrachtung wichtiger ökonomischer Faktoren und auf räumlich expliziten Modellen zur Abschätzung des Bodenverbrauchs.
Bedeutung für die Praxis
Ökonomisch betrachtet wird die Zersiedelung vorwiegend durch eine gute Verkehrsanbindung und das damit verbundene Pendlerverhalten bestimmt. Neben politischen und steuerlichen Anreizen, die polyzentrisches urbanes Wachstum fördern, sollten verstärkt Planungskapazitäten in den Gemeinden geschaffen und die Koordination der Planungsprozesse in den regionalen Planungsgremien unterstützen werden. Ausserdem sollte den Gemeinden ein erschwingliches Beratungsangebot zur Verfügung stehen. Was die technischen Aspekte und die Bauvorschriften betrifft, sind alle Möglichkeiten wie Verdichtung, das Schliessen von Baulücken oder die Siedlungsbegrenzung auszuschöpfen.
Originaltitel
Controlling urban sprawl to limit soil consumption (SPROIL)