AFGROLAND: Dynamik des Ernährungssystems in Afrika
Mit dem Projekt Afgroland wurden vier Wirkungsmuster identifiziert, die bei transnationalen Landkäufen zu beobachten sind. Wenn die lokale Bevölkerung den Zugang zum Boden verliert, kann dies zu Konflikten und negativen Folgen führen. Ein konsequentes System für die Landnutzungsrechte reduziert dieses Risiko.
Projektbeschrieb (abgeshlossenes Forschungsprojekt)
Die Schweiz ist ein gutes Beispiel für ein Land, das viele Ökosystemleistungen konsumiert, die ausserhalb der Landesgrenzen erbracht werden. Die Produktion und der Konsum von Ökosystemleistungen des Bodens sind hinsichtlich Umfang und Distanz zunehmend voneinander abgekoppelt. Das Ziel dieses Projekts bestand darin, zu einem besseren Verständnis der Auswirkungen dieser Entkoppelung beizutragen.
Ziel
Im Rahmen des Projekts wurden die Kosten und der Nutzen von Landinvestitionen in drei afrikanischen Ländern untersucht. Der Schwerpunkt lag auf den Auswirkungen solcher Investitionen für die nachhaltige Bewirtschaftung des Bodens und anderer natürlicher Ressourcen. Bewertet wurden die Folgen für die Ernährungssicherheit, das Einkommen und die nachhaltige Entwicklung.
Ergebnisse
Unsere Ergebnisse zeigen, dass vier Muster (Impact Profiles) vorkommen, wenn man die sozioökonomischen und ökologischen Auswirkungen und die Folgen für die Ernährungssicherheit betrachtet: «konfliktreiche Nachbarschaft», «moderate Nachbarschaft», «Landverlust an Hauptarbeitgeber», «verbreitete Feindseligkeit». Gemäss unseren Ergebnissen ergibt sich jedes Muster aufgrund eines bestimmten Settings bezüglich Landnutzungsänderungen, Geschäftsmodell, erworbene Landfläche, Landnutzungsrechte und Governance. Was die Beschäftigungseffekte angeht, kommen wir zum Schluss, dass die meisten Investitionen nicht so viele Arbeitsplätze schaffen, dass dies den Umfang des von den lokalen Bauern verlorenen Lands aufwiegen würde. Bezüglich Ernährungssicherheit sind positive und negative Folgen festzustellen.
Bedeutung für die Forschung
Die länderübergreifende Vergleichsstudie beleuchtet, inwiefern nationale Unterschiede einen Einfluss darauf haben, wie sich internationale Einflussfaktoren auf die konkreten Folgen von Landinvestitionen auswirken. Unter Verwendung einer mengentheoretischen Methode zeigen wir, wie eine mittlere Anzahl Fallstudien so analysiert werden kann, dass wiederkehrende Muster von Auswirkungen erkannt werden können. Ein solcher Ansatz bietet die Möglichkeit zum Überwinden des Dilemmas, das sich aus den Grenzen zweier etablierter Methoden ergibt, bei denen entweder Ursache und Wirkung ausgewählter Variablen von grossen Stichproben bestimmt werden oder aber eine detaillierte, ganzheitliche Analyse zu scheinbar nicht vergleichbaren Fallstudien erfolgt.
Bedeutung für die Praxis
Ein neues Gleichgewicht zu finden zwischen höchst kontextspezifischen Erkenntnissen und einer breiten Verallgemeinerung von Wissen, ist zentral für die Strategieentwicklung und die Praxis, da eine evidenzbasierte Entscheidungsfindung zunehmend auch über die lokale Ebene hinaus wichtig ist. Die sehr differenzierten Erkenntnisse aus unserer Studie können Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft unterstützen, wenn sie die Folgen von grossen Agrarinvestitionen einschätzen wollen. Besonders hervorheben möchten wir die zentrale Bedeutung der Förderung von Investitionen mit hohem Potenzial zur Schaffung von Arbeitsplätzen und mit möglichst geringem Landverlust für die lokale Bevölkerung sowie die Bedeutung eines konsequenten Systems für die Landnutzung, das die Rechte der lokalen Bevölkerung schützt.
Originaltitel
African Food, Agriculture, Land and Natural Resource Dynamics, in the context of global agro-food-energy system changes