Multikriterielle Kompensation: Berücksichtigung der Bodenqualität in Kompensationsmechanismen der Raumplanung
Bei vielen Raumentwicklungsvorhaben wird heute vorausgesetzt, dass Ausgleichsmassnahmen vorgesehen werden. Das Projekt schlägt eine vereinfachte und praktikable Methode zur Bestimmung der Bodenqualität vor sowie eine Entscheidungshilfe, die es erlaubt, mehr Ausgleichsszenarien als bisher zu ermitteln.
Projektbeschrieb (abgeschlossenes Forschungsprojekt)
In der Schweiz hat der Druck auf den Boden in jüngster Zeit als Folge des wirtschaftlichen und sozialen Wachstums zwischen 2005 und 2015 zugenommen. Darüber hinaus hat das revidierte Raumplanungsgesetz die Möglichkeiten, grössere Bauzonen als bisher auszuweisen, beträchtlich eingeschränkt und zahlreiche Gemeinden sogar gezwungen, ihre Bauzonen zu verkleinern. Bei neuen Projekten müssen die beteiligten Akteure daher eine Vielzahl von Auflagen erfüllen, die vorhandene Handlungsspielräume beträchtlich einschränken. Ohne grösseren Handlungsspielraum beschränkt sich das ideale Vorgehen – Auswirkungen vermeiden, Auswirkungen reduzieren, Auswirkungen kompensieren – oft nur auf den letzten Schritt, die Kompensation.
Ziel
Da Bodenqualität eine zunehmend wichtige Rolle spielt, hat sich das Projekt zum Ziel gesetzt, der Bodenqualität bei der Auswahl von Kompensationsmassnahmen mehr Gewicht zu verleihen. In den Verhandlungen über Kompensationen wird heute in der Regel nur die Grösse einer Fläche, beispielsweise einer Agrarfläche, betrachtet, ohne Rücksicht auf die möglicherweise unterschiedlichen Bodenqualitäten.
Resultate
Das Projekt hat gezeigt, dass Raumplanerinnen und Raumplaner – selbst, wenn sie es wollen – gar nicht wissen, wie sie die Bodenqualität in ihrer Planung oder bei ihren Entscheidungen berücksichtigen sollen. Das ist eine Folge des sehr geringen Handlungsspielraums, aber auch der bestehenden Schwierigkeit, den Begriff der «Qualität» richtig zu erfassen. Angesichts dieser Sachlage hat das Projekt ein Instrument für den Entscheidungsprozess entwickelt, das auf drei Grundsätzen basiert: 1. Es soll den Akteuren bei der Projektumsetzung helfen und dabei unter anderem für den Erhalt der Bodenqualität sorgen. 2. Es soll eine Schnittstelle zwischen Raumplanung und Bodenwissenschaft bilden, sodass beide Expertengruppen ihr Spezialgebiet nicht verlassen müssen. 3. Es soll eine kostengünstige und fortlaufende Sammlung von Daten ermöglichen, die sich auf den unmittelbar zur Diskussion stehenden Boden beziehen.
Bedeutung für die Forschung
Bezogen auf die Forschung sind zwei Ergebnisse hervorzuheben. Das erste betrifft den Vorschlag einer praktikablen und auf den Kontext des Flächenausgleichs abgestimmten Erhebung der Bodenqualität. Dieser neue Indikator hat den Vorteil, dass er einfach, transparent und lokale Kompetenzen berücksichtigen kann. Das zweite Ergebnis betrifft die Konzeption und Validierung eines als Entscheidungshilfe geeigneten Instruments.
Bedeutung für die Praxis
Die Ergebnisse zeigen, dass es möglicherweise nicht ausreicht, lediglich Daten über die Bodenqualität bereitzustellen, damit diese in Raumplanungsprojekten berücksichtigt werden kann. Wir halten es für sinnvoller und wirksamer, den Akteuren als Entscheidungshilfe ein Instrument an die Hand zu geben, das sich direkt in den Raumplanungsprozess integriert und einen anfangs reduzierten Datenbestand nach und nach ergänzt.
Originaltitel
From areal to multicriterial compensation: How to integrate soil ecosystem in compensation mechanisms applied in land-use planning?