Landnutzungsentscheide: Bessere Steuerung transnationaler Landkäufe
Der weltweite Investitionsboom in den Aufkauf riesiger Flächen fruchtbarer Böden hält an. Was sind die wichtigsten Auswirkungen auf die Lokalbevölkerung und die Bodenökologie und welche Politikinstrumente könnten die vorwiegend negativen Folgen reduzieren oder gar vermeiden?
Hintergrund (abgeschlossenes Forschungsprojekt)
Zielregionen grosser Landakquisitionen sind meist Länder des Globalen Südens. Diese Investitionen führen oft zu Konflikten zwischen Kleinbauern und den Investoren und verstärken bestehende Ungleichheiten. Das Projekt erstellt aus bestehenden Fallstudien eine Gesamtschau.
Ziel
Das Hauptziel war zu einem verbesserten Verständnis über die Entstehung und die Entwicklung von grossflächigen Landkäufen beizutragen und aufzuzeigen wie Konflikte um Boden und Land vermieden oder bewältigt werden können. Es wurden mehr als 20 Fallstudien aus den Ländern Afrikas, Südostasiens, Lateinamerikas und Osteuropas ausgewertet. Es wurde gefragt, ob es in Bezug auf die Landkäufe Muster von Auswirkungen auf die Lebensgrundlagen der Lokalbevölkerung und die Bodenökologie gibt, oder ob die Folgen immer nur im Einzelfall abgeklärt werden können.
Resultate
Die Untersuchungen zeigen, dass grosse Landkäufe ein sich wiederholendes Muster von negativen Auswirkungen auf lokale Lebensgrundlagen entfaltet: Am häufigsten zeigte sich, dass die lokalen Eliten am meisten von den Investitionen profitierten. Die von ihnen abhängige grosse Mehrzahl von Familienbetrieben gerieten dadurch weiter unter ökonomischen, sozialen und politischen Druck.
In Bezug auf die Bodenökologie zeigte sich folgendes Muster: Die Bodenverdichtung nimmt zwischen 10 und 30% zu. Nährstoffgehalte nehmen bis zu 50% ab. Die Nutzung von Kunstdünger kann dies ausgleichen, führt aber oft auch zu einer Erhöhung des Nährstoffgehalts mit Gefahr der Auswaschung in Grund- und Oberflächengewässer. Der Kohlenstoffgehalt des Bodens verringert sich im Mittel zwischen 5 bis 40% und das organische Material im Boden reduziert sich zwischen 20 und 50%. <\p>
Bedeutung für die Forschung
Im Projekt konnten 10 Indikatoren identifiziert werden, die am häufigsten mit Konflikten rund um grossflächige Landkäufe verbunden sind. Diese Indikatoren zeigen zentrale Anknüpfungspunkte für die Vermeidung oder zeigen Wege zur Lösung von Konflikten auf.
Bedeutung für die Praxis
In der Praxis zeigte sich, dass das beste Mittel zur Verhinderung von negativen Auswirkungen von Landkäufen auf die Lokalbevölkerung und die Bodenökologie ein effektiv durchsetzbares Vetorecht der Lokalbevölkerung gegenüber einen Landkauf darstellte. Das war allerdings nur dann wirksam, wenn die lokalen Gemeinschaften gut ausgebildet und in der Lage waren, den Interessen von Investoren und den mit ihnen alliierten Staatstellen, ihre eigenen Entwicklungsvorstellungen entgegenzuhalten.
Originaltitel
Archetypes of transnational land acquisitions: towards a generalization of case study knowledge for informed soil governance (ATLAS)