Projekt ″Bodenstabilität″ abgeschlossen
Hangrutschungen sind eine stete Gefährdung für Mensch, Gebäude und Infrastruktur. Eine angepasste Bewirtschaftung gefährdeter Gebiete und der Einsatz geeigneter Kombinationen von Pflanzen und Mykorrhizapilzen helfen mit, die Wahrscheinlichkeit von Rutschungen zu reduzieren.
Flachgründige Rutschungen verursachten bei einzelnen Unwettern Schäden bis über 100 Millionen Franken oder forderten gar Menschenleben. Ziel des Projekts "Bodenstabilität" von Frank Graf, SLF, und seinem Projektteam war es, die Pflanzenwirkungen auf die Hangstabilität zuverlässiger zu quantifizieren. Dazu wurden biologische Stabilisierungseffekte mit bodenmechanischen Parametern verknüpft. Neben Pflanzen, insbesondere Bäumen, spielen auch Mykorrhizapilze eine wichtige Rolle bei der biologischen Stabilisierung rutschungsgefährdeter Böden, sowohl direkt durch Bildung von Bodenaggregaten als auch indirekt durch die Förderung des Pflanzenwachstums. Hinsichtlich der Waldbedeckung wirken sich vor allem Waldlücken von mehr als 20 Metern längs der Falllinie nachteilig auf die die Hangstabilität aus. Die Breite der Waldlücken hingegen spielt eine untergeordnete Rolle. Artenreiche Wälder mit vielfältiger Wurzelstruktur, einer Gesamt-Deckung von mehr als 60 Prozent und einer guten Abstufung der Baumhöhe und Altersstruktur tragen zu einer Erhöhung der Stabilität von Hängen bei. Unsere Untersuchungen von durchwurzelten Bodenproben deuten darauf hin, dass entsprechend bewachsene Hänge auch bei bis zu 5° steilerer Neigung, als es das reine Bodenmaterial aus geotechnischer Sicht zulässt, noch standhaft sein können.
Da ein hoher Nährstoffeintrag und Bodenverdichtung die Stabilität von Hängen beeinträchtigen, soll auf eine intensive alp- und landwirtschaftliche Nutzung inner- und oberhalb von Bereichen mit hoher Rutschungswahrscheinlichkeit verzichtet werden. Bei der Wiederbepflanzung und -stabilisierung abgerutschter Hänge mit ingenieurbiologischen Methoden sollen auch Mykorrhizapilze berücksichtig werden, insbesondere in Kombination mit Pflanzen des Initialstadiums. Am Beispiel des Jahrhundertereignisses in Sachseln von 1997 wurde errechnet, dass mit Investitionen von ca. 10–25 Prozent der damaligen Schadensumme (ca. CHF 120 Mio.) der Wald so gepflegt werden könnte, dass er möglichst optimal gegen oberflächennahe Rutschungen schützt. Abklärungen in weiteren Gebieten müssen zeigen, wie hoch das effektive Schutzpotential entsprechend gepflegter und unterhaltener Wälder wirklich ist. Sollten sich die Resultate aus Sachseln bestätigen, sind Investitionen von 300-800 Franken pro Hektare und Jahr für die Schutzwaldpflege im Hinblick auf einen grösstmöglichen Schutz vor oberflächennahen Rutschungen ausreichend und langfristig gesehen äusserst lohnend.